Sehr oft bereichert man Veranstaltungen, die der Kontaktpflege dienen sollen, mit anderen Inhalten: Es werden Vorträge von „Keynote Speakers“ gehalten, Podiumsdiskussionen durchgeführt, Gedichte rezitiert, Piano gespielt, Tänze aufgeführt, gesungen und alle anderen Arten menschlicher Ausdrucksmöglichkeiten zum Besten gegeben. Leider trägt dies alles in keiner Weise dazu bei, einander besser kennen zu lernen. Man verbringt den Abend entweder den Worten diverser Koryphäen oder einem Konzert lauschend. Was eigentlich Interaktion anregen sollte, zwingt die Gäste zur Passivität. Oft wird der Fehler gemacht, Kontaktveranstaltungen mit Programm völlig zu überladen und dabei das Wichtigste zu vergessen: Die Teilnehmer und die Gäste des Events. Die Aufgaben eines Programms sind:
A. Die „Glamourisierung“ der Veranstaltung
einem ansonsten trockenen Ereignis wird durch Prominenz aus Kultur, Wirtschaft oder Wissenschaft Glanz verliehen.
B. Das Schaffen eines angenehmen „Betriebs-Klimas“
durch kulturelle Beiträge wird die Atmosphäre aufgelockert.
C. Präsentation eines Gesprächsthemas
durch ein Gemeinschaftserlebnis wird den Teilnehmern der Veranstaltung ein gemeinsames Thema für Gespräche gegeben (und so die Kommunikation gefördert).
Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, dass genau hier eine der größten Schwächen von Facebook liegt. Viele versuchen krampfhaft, irgendwelche Informationen zu „posten“, um „ihrem“ Netzwerk in Erinnerung zu bleiben und so den Kontakt warm zu halten. Diese oft völlig irrelevanten Einträge („Ich habe gestern ‚Tatort‘ gesehen“, „wow, was ist das für ein verregneter Sommer“, „hier sind die neuesten Fotos von meinem Wohnzimmer“, „gerade war ich duschen, war wirklich erfrischend“, usw.) sind das Äquivalent zu langweiligen Keynote Speakers bei „offline“ Netzwerken und sorgen lediglich dafür, dass man sich eher belästigt fühlt. Das Gegenteil des erwünschten Effekts tritt ein.
Die goldene Regel ist: Information in einem Netzwerk muss für den Empfänger relevant sein, damit sie den Kontakt intensiviert.
Die hohe Kunst besteht darin, die Einflechtung von Informationen und Programm in eine Veranstaltung möglichst elegant zu gestalten. Die eigentlichen Hauptdarsteller sind immer die Gäste, nie die Menschen auf der Bühne. Programmelemente müssen anregen, inspirieren, bereichern, aber nie das Event, dessen Hauptzweck der Aufbau und die Pflege von Beziehungen ist, dominieren.
Ein gutes Netzwerk erkennen Sie daran, dass die Programmteile bei Veranstaltungen sinnvoll sind (das heißt, dem Zweck der jeweiligen Veranstaltung angepasst), immer nur ein dezentes Begleitelement der eigentlichen Treffen darstellen und dass die vermittelten Informationen für die Empfänger relevant und inspirierend sind.
