Die 7 Elemente eines guten Netzwerks: Der Umgang mit Gästen

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Die meisten Netzwerke lassen auch Nichtmitglieder an ihren Veranstaltungen teilnehmen. Allerdings fühlt man sich als Gast sehr oft deplatziert und ausgeschlossen. Oft ist das auch beabsichtigt, denn fast jede Gemeinschaft ist bestrebt, das Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Mitglieder dadurch zu stärken, dass man sich nach außen hin abgrenzt. Der „Erfinder“ der deutschen Soziologie, Ferdinand Toennies, hat 1887 in seinem Werk „Gemeinschaft und Gesellschaft“ erstmals das Verhältnis zwischen Gemeinschaften gegenüber der Gesellschaft untersucht. Er definierte „Gemeinschaft“ als eine Gruppierung, deren Mitglieder sich aktiv, willentlich zugehörig erklären – und damit gleichzeitig auf Distanz zum großen Rest der Gesellschaft gehen. Eine Gemeinschaft ist also von ihrem Grundkonzept her eine Gruppe, die sich abgrenzt. Oder einfacher und schöner formuliert: kann man es bei Samuel Huntington in seinem viel diskutierten Buch „Clash of Civilizations“ lesen:

„Die Menschen brauchen Feinde zu ihrer Selbstdefinition und Motivation.“ – Samuel Huntigton – (Autor: „Clash of Civilizations“)

Auf Netzwerke und soziale Gruppen übertragen heißt das: Je ausgeschlossener sich Außenstehende fühlen, desto zugehöriger fühlen sich also die Mitglieder. Dieses Grundproblem kann man bei sehr vielen Veranstaltungen deutlich erkennen, bei denen die Teilnehmer, die zu keinem der Mikronetzwerke der jeweiligen “Szene“ gehören, alleine bleiben, bis sie andere Einzelgänger gefunden haben, mit denen sie sich zusammentun können. Fast wie damals auf dem Schulhof. Das mag für die jeweilige Gemeinschaft sogar als identitätsstiftende Verhaltensweise funktionieren. Allerdings hat diese Tradition dazu geführt, dass den meisten Clubs der Ruf „geschlossene Gesellschaft“ voraus eilt, obwohl die Mehrheit gar nicht als „Geheimloge“ wahrgenommen werden will.

Sind Gäste wirklich so wichtig?

Sehr oft werden Gäste aber auch aus reiner Unachtsamkeit unangemessen (das heißt, distanziert) behandelt. Das passiert leider oft sogar den „Profis“: Ich erinnere mich noch an den Neujahrsempfang des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue im Jahr 2007. Der neue Botschafter Boliviens, der vom ersten indigenen Präsidenten Amerikas, Evo Morales, nach Deutschland gesandt worden war, wurde von “den deutschen Gastgebern fast übersehen. Seine Exzellenz, Walter Prudencio Magne Veliz, sah eben gar nicht aus wie ein Botschafter: Etwas zu jung, klein, schüchtern und in der schlichten Kleidung bolivianischer Indios, bemerkten die Mitarbeiter des Bundespräsidenten nicht, dass der Vertreter des bolivianischen Präsidenten den größten Teil der Veranstaltung völlig alleine am Rande stand. Erst sein brasilianischer Kollege sorgte dann dafür, dass auch der bolivianische Gast von den Deutschen wie ein Gast behandelt wurde. Häufig vergisst man vor lauter Protokoll, dass einfache Gastfreundschaft das Grundelement erfolgreicher Veranstaltungen ist. Gerade soziale Netzwerke schneiden sich so „ins eigene Fleisch“, weil sie die Hemmschwelle für Besucher dadurch erhöhen, unnötige Distanz aufbauen und unvoreingenommene Kommunikation behindern. Dabei sind externe Gäste aus folgenden Gründen elementar wichtig für das Funktionieren von Netzwerken:

A. Gäste vermeiden Inzest

Durch eine ausreichende und regelmäßige Anwesenheit von Gästen erhöht man die Menge an Gesprächsthemen, den Zufluss neuer Informationen in das Netzwerk und fördert die Vielseitigkeit der Kommunikation.

B. Gäste vernetzen das Netzwerk

Durch regelmäßigen Kontakt mit Gästen gewinnt die Gruppe Beziehungen zu anderen Organisationen und sorgt so für eine verbesserte gesellschaftliche Anbindung der Mitglieder. Stanford-Professor Mark Granovetter hat in seinem wegweisenden Buch „The strength of weak ties“ ausführlich beschrieben, wie wichtig „Externe“ mit „schwachen“ Bindungen innerhalb einer Gruppe Indiz dafür sind, wie sehr das jeweilige Netzwerk selbst nach außen vernetzt ist.

C. Gäste sind das beste Training

Durch die Anwesenheit von Nichtmitgliedern werden Verhaltensweisen innerhalb eines Netzwerks regelmäßigen Prüfungen unterzogen. Was ist sinnvoll, was muss verändert werden? Netzwerke mit Gästen bleiben jung und dynamisch.

Diese Effekte treten natürlich nur ein, wenn man offen mit seinen Gästen umgeht, mit ihnen kommuniziert und ihnen ehrliche Gastfreundschaft entgegenbringt. Wenn Sie also in Kontakt mit einem Netzwerk kommen, tun Sie gut daran, sehr genau darauf zu achten, wie mit den Gästen umgegangen wird. Sie können dieses Experiment ganz leicht im Selbstversuch durchführen, indem Sie einfach darauf verzichten, aktiv andere anzusprechen oder vorzutäuschen, Sie hätten Spaß. Stehen

Seien Sie einfach da und langweilen Sie sich! Warten Sie ab, was passiert. Spricht jemand der „etablierten“ Teilnehmer Sie an? Werden Sie von einem der Gastgeber anderen vorgestellt? Wenn ja, wie schnell werden Sie von Ihren neuen Bekannten in die jeweiligen Gesprächsrunden integriert, bietet man Ihnen an, Sie weiteren Teilnehmern vorzustellen? Wie lange bleiben Sie alleine, bevor jemand mit Ihnen Kontakt aufnimmt? Fühlen Sie sich eher überbetreut wie in einer sizilianischen Großfamilie oder eher allein wie ein Tourist in Tokio?

Ein gutes Netzwerk erkennen Sie daran, wie es mit seinen Gästen umgeht. Je größer und authentischer die Gastfreundschaft, je persönlicher und herzlicher der Umgang mit Nichtmitgliedern, desto höher die Qualität des Netzwerks.

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