Biete deine Hilfe an

Ein Forscherteam der Universität Florenz um die Psychologin Tessa Mari stellte 2012 fest, dass wir eine Art inneren Geheimdienst haben, der uns bei Begegnungen mit anderen Menschen hilft, unser Gegenüber in Sekundenbruchteilen einzuschätzen: Unser eigener Secret Service analysiert, welche potentielle Gefahr von dem anderen ausgeht, bzw. wie vertrauenswürdig er oder sie ist. Ein Psychologe aus den USA, Alexander Todorov, stellte fest, dass wir im gleichen blitzschnellen Einschätzungsprozess den anderen bezüglich seines sozialen Status klassifizieren: Ist er uns überlegen, kann er uns Vorteile bringen, drohen Gefahren aus seiner Richtung?

Wir adaptieren unser Verhalten entsprechend dem Ergebnis dieser Berechnungen: Entweder in die Richtung der Vorteilserwartung, dann öffnen wir uns, oder in Richtung Gefahrenerwartung, dann verschließen wir uns.

Dieses uralte Programm läuft seit Jahrtausenden gleich ab und startet automatisch in jeder Situation, in der wir auf andere Lebewesen stoßen (seien es Menschen, Tiere oder Aliens). Früher war dies zum Überleben wichtig, heute hat dieses Programm meist soziale Funktionen: Wir berechnen ständig, ob unser Gegenüber uns etwas wegnehmen könnte (z.B. Zeit, Nerven, Geld, andere Ressourcen) oder uns vielleicht Nutzen bringt (z.B. sozialen Status, Geld, Sex, Kontakte).

Wenn wir glauben, dass uns jemand nutzen wird, vertrauen wir schneller, öffnen uns, geben bereitwillig Informationen preis, lassen wir Nähe zu. Wir sind eher bereit, in eine Beziehung zu investieren.

Wenn es uns also gelingt, dass Menschen sofort Nutzen wittern, wenn wir ihnen begegnen, wird es uns leicht fallen, Beziehungen mit ihnen aufzubauen. Um Menschen glauben zu lassen, dass du Nutzen bringst, ist es am wirksamsten, echten Nutzen zu bringen. Und zwar dauerhaft, regelmäßig.

Dies gelingt dir am einfachsten, wenn du trainierst, den Bedarf deiner Mitmenschen zu erspüren. Versuche in Gesprächen, herauszufinden, wo der andere ein Problem hat, ein Defizit, eine Sehnsucht. Überlege dir, ob du vielleicht etwas dazu beitragen kannst, dieses Problem zu lösen. Diese innere Einstellung strahlt aus. Wenn du offen bist, wird der andere sich entspannen. Wenn du mit echter Hilfsbereitschaft in Begegnungen gehst, spürt das der andere.

Außerdem werden Menschen, die sich eine altruistische Attitüde leisten, als sozial höher stehend eingeschätzt. Wer geben kann, der ist offenbar wohlhabend.

Das Praktische daran: Der innere Einschätzungsprozess läuft unbewusst und unkontrollierbar ab. Menschen können sich nicht dagegen wehren, dich sympathisch zu finden, wenn du ihnen Hilfe anbietest.

Trainiere also echte Hilfsbereitschaft in jeder Situation. Anderen zu helfen nutzt am Ende am meisten dir selbst.

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